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Frankfurter Allgemeine
Zeitung, Samstag, 30. März 2002 / C. v. H.
Farbe, nichts als Farbe
Bernhard Walz in der Bundesbank
Nachdem Fortschrittsdenken und Avantgarde einander überholt haben,
ist die Reflexion der Malerei über sich selbst ein bestimmendes
Thema der Bildkunst geworden. Große Namen wie Mark Rothko, Jackson
Pollock, Frank Stella säumen den Weg, das theoretisch gewonnene
Selbstverständnis der Malerei in die Praxis zu überführen.
Zunehmend wurde in diesem Prozeß das Gemälde als Objekt
und die Farbe an sich schon als Bild verstanden.
Weiterführend bewegt sich - und die Farbe - auf diesem Pfad der
Stuttgarter Bernhard Walz, der jetzt seine leuchtenden Werke im Foyer
der Deutschen Bundesbank zeigt. Geboren 1963, sechzig Jahre nach Rothko,
dem Missionar der meditativen Qualität der Farbe, erkennt der
deutsche Künstler vor allem ihre konkret gestaltbildende Fähigkeit,
etwa ähnlich der von Ton, nur eben weit vielseitiger wegen der
unendlich variablen malerischen Möglichkeiten. Mit der Rakel,
dem Spachtel, auch dem Pinsel überzieht er einen Träger
aus Holz mit rasch trocknenden Acrylfarben unterschiedlicher Konsistenz
und in allen Tönen, warmen und kalten, gemischt oder als reine
Substanz, auch mit Weiß. Kraftvoll pastoß, dann wieder
dünnflüssig in Schwung gesetzt, münden sie in andere
Farbgerinnsel; körperhaft und reliefhaft formen sie das für
die Wand bestimmte Werk.
Erst nach vielen Experimenten und langwierigen Studien ist der ehemalige
Absolvent der Stuttgarter Akademie - später auch Lehrbeauftrageter
einer Kunstschule - dazu gelangt, dem Weg der Farbe zu folgen und im
entscheidenden Moment zu stoppen, um eine strukturell überzeugende
Komposition zu erreichen. Nach der so im Malvorgang entstandenen Bildform
wird als letzter Vorgang des komplizierten Verfahrens der Holzträger
zurechtgeschnitten. Dann verlocken diese Arbeitenwie ferne exotische
Inseln zu einer visuellen und auch haptischen Expedition zu ihren
Bergen und Tälern, zu Höhlen und Strudeln und zu labyrinthisch
angelegten Stegen über drohende finstere Tiefen.
C. v. H.
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